13.05.2025
Warum manche Menschen unser Herz berühren – und was das mit einem Lied zu tun hat
„Nice to meet you“, dieses Lied von Myles Smith geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ein echter Ohrwurm, leicht und eingängig. Und doch ist er für mich mit etwas ganz Tiefem verbunden: mit zwei besonderen Begegnungen, die sich in den letzten Wochen in mein Herz eingebrannt haben.
Eine davon möchte ich heute mit dir teilen. Und die zweite bekommst du im nächsten Blogbeitrag.
Abschied, der verbindet
Ein paar Tage nach dem Tod meiner Mutter war ich in ihrer Wohnung,allein, mit vielen Gedanken. Ich wollte ein paar Dinge regeln, Erinnerungen sortieren, still für mich sein.
Natürlich begegneten mir Nachbar:innen im Hausflur. Sie hielten inne, sagten ein paar Worte, teilten kleine Erinnerungen. Es war berührend, manchmal schwer, weil es meine eigene Traurigkeit traf. Und gleichzeitig tat es gut. Zu spüren, dass meine Mutter hier nicht einfach nur gewohnt, sondern Spuren hinterlassen hatte. Dass sie gesehen und geschätzt wurde.
An diesem Tag hätte ich mich am liebsten still ins Haus geschlichen. Doch es kam anders.
Halt, halt – so schnell kommen Sie mir nicht davon
Ich hatte gerade mein Auto geparkt, als hinter mir eine Stimme rief: „Halt, halt – so schnell kommen Sie mir nicht davon!“ Ich drehte mich um und sah Maria. Sie hatte direkt hinter mir geparkt – aber nicht mit einem PKW, sondern mit einem Wohnmobil.
Maria ist Anfang 60, mit einem warmen Lächeln und einer ruhigen, sympathischen Ausstrahlung. Sie wohnt seit wenigen Jahren in dem Haus, in dem auch meine Mutter gelebt hat. Wir hatten uns ein paar Mal gesehen, ein paar Worte gewechselt – mehr nicht. Und doch blieb sie an diesem Tag stehen, kam auf mich zu und sprach mir ihr Beileid aus. Ich stand sofort in Tränen vor ihr.
Kein Trost, der trösten will – nur echtes Mitgefühl
Und Maria? Sie blieb einfach stehen. Hörte zu. Ließ mich erzählen. Nickte. Sie versuchte nicht, mich zu trösten. Sie war einfach da. Und genau das war tröstlich. Ich spürte ihr Mitgefühl, ohne dass sie viele Worte machen musste. Diese stille Präsenz hat mir in dem Moment mehr gegeben als alles andere.
Vom Funktionieren zum Frei-Sein
Irgendwann, als ich mich ein wenig gefangen hatte, fragte ich sie neugierig: „Und was hat es mit dem Wohnmobil auf sich?“ Da lächelte sie und erzählte.
Viele Jahre lang hatte Maria einen verantwortungsvollen Job. Dazu ein großes Grundstück, das sie fast vollständig vereinnahmte. Ständig gab es etwas zu tun, zu pflegen, zu reparieren. Irgendwann merkte sie: Ich funktioniere nur noch. Ich bin nur noch für dieses Grundstück da, aber nicht mehr für mich.
Also traf sie eine mutige Entscheidung. Sie verkaufte das Haus und Grundstück an eine junge Familie mit Kindern, die heute dort leben und lachen. Und sie schuf sich eine kleine Wohnung als Home Base, wie sie es nennt, in dem Haus, in dem auch meine Mutter lebte. Den Großteil des Jahres verbringt sie heute mit ihrem Wohnmobil in Deutschland und Europa. Sie ist unterwegs, frei, neugierig. Und kommt nur dann zurück, wenn ihr danach ist.
Ich ahne, wie leicht sich ihr Leben jetzt anfühlen muss. Und ich bewundere ihren Mut, diesen klaren Schnitt, dieses Loslassen. Vielleicht beneide ich sie auch ein kleines bisschen darum.
Ein Foto vom Unterwegssein
Weil mir diese Begegnung so viel bedeutet hat, habe ich Maria nach ihrer Nummer gefragt. Und sie hat sie mir gerne gegeben. Vor Kurzem hat sie mir ein Foto geschickt, aufgenommen von einem Hügel mit Blick auf einen stillen ganz blauen See. Ihr Stellplatz zu dieser Zeit.
Ich freue mich schon jetzt darauf, sie eines Tages wiederzusehen und mehr über ihr Leben zu erfahren.
Wer bleibt – und warum
Ich habe den Eindruck, dass das Lied „Nice to meet you“ vermehrt im Radio läuft, seitdem ich die Begegnung mit Maria hatte. Oder fällt das unter „selektive Wahrnehmung“? Immer wenn ich heute das Lied höre, denke ich an Maria. Es erinnert mich daran, wie kostbar solche Begegnungen sind – unerwartet, tief, berührend. Und ich nehme diese Frage mit in meine persönliche Reflexion:
Zu wem kann ich heute sagen: „Nice to meet you“?
Und du? Gab es in letzter Zeit eine Begegnung, die dich bewegt hat? Eine, die geblieben ist?
Schreib uns gern – wir sind wirklich neugierig darauf.
Dine Sabine
Hinweis:
In Teil 2 dieses Blogbeitrags erzähle ich von einer weiteren besonderen Begegnung, die sich im Zusammenhang mit dem Tod meiner Mutter ereignet hat. Auch sie hat mich berührt. Wenn auch ganz anders … Bald mehr dazu.